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Hakuna Matata – Es wird alles gut gehen

20. April 2023

Zugfahren in Tansania

"Ich würde niemals freiwillig mit dem Zug fahren", sagt Doris, meine Gastgeberin in Moshi. Tatsächlich sind in Tansania Busse das öffentliche Transportmittel Nummer eins. Aber ich wollte gern mit einem Zug durch die Landschaft fahren, was hier nur auf wenigen Strecken möglich ist. Von Moshi geht ein Nachtzug nach Dar es Salaam. Ich will bis Kidomole fahren und von dort aus mit einem Bus nach Bogamoyo, der voraussichtlich letzten Station meiner Reise. Zwar heißt Nachtzug, dass ich nicht viel sehen werde, wenn der Zug Moshi um 18:30 verlässt, bleibt vielleicht noch eine halbe Stunde Tageslicht. 12 Stunden soll der Zug bis Kidomole brauchen, vielleicht habe ich morgens noch eine Stunde Gelegenheit für Landschaftsbetrachtungen.


"Vielleicht hat der Zug Verspätung", sage ich hoffnungsvoll zu Doris.


"Nein, unsere Züge sind pünktlich", sagt sie und erwähnt, dass es nur wenige Gelegenheiten gibt, zu denen Tansanier pünktlich sind: Flug, Zug, Gericht.


Überpünktlich soll ich am Bahnhof sein, hat man mir bei der Ticketreservierung zu verstehen gegeben, eine Stunde vor Abfahrt. Warum, verstehe ich nicht, aber ich finde mich wie verlangt um 17:30 Uhr am Bahnhof ein und mische mich unter die anderen Wartenden: Familien, Paare, Mütter mit Kindern. Offenbar alles Einheimische, bis auf einen Asiaten, der mit zur Faust geballtem Gesicht auf sein Smartphone starrt, mit unterdrückter Aggression. Er ist der Einzige auf dem Bahnsteig, der mir Angst macht.


Von einer bestimmten Stelle des Bahnhofs kann ich sogar den Kilimanjaro sehen, also bleibe ich dort stehen, die letzten Minuten Kili ansehen. Denke ich, denn Züge sind hier ja pünktlich. Allerdings wird es 18:40 und 18:45, ohne das etwas geschieht. Dann gibt es eine Durchsage, leider nur auf Suaheli, so dass ich nichts verstehe. Da aber die anderen Wartenden sitzenbleiben, nehme ich an, dass es sich nur um eine kurze Verzögerung handelt und bleibe weiter mit Blick auf den Kili stehen, bis es zu dunkel wird.


19:15. Ich suche mir einen Sitzplatz auf einer Stufe zu einem Seitengebäude des Bahnhofs und warte. In meinem Rucksack habe ich ein Bier, das ich eigentlich während der Zugfahrt trinken wollte, es war kalt, als ich es bei Doris aus dem Kühlschrank nahm. Inzwischen ist es lauwarm. Soll ich es jetzt aufmachen? Aber wenn dann gleich der Zug kommt? Hätte ich doch bloß die Durchsage verstanden.


Ich halte mich vorerst an Wasser und frage einen der Angestellten nach dem Zug. "Wait, wait", sagt er. Was bleibt mir auch anderes übrig? Ich bleibe auf meiner Stufe hocken, nehme mein Buch und lese. Inzwischen ist es dunkel, hier und da haben sich meine zukünftigen Mitreisenden auf dem Boden oder einer Bank hingelegt, die Frauen sitzen auf dem Boden und halten ihre Kinder im Arm. Und alles wird begleitet von lauter Musik aus dem Lautsprecher, abwechselnd schallen aktuelle afrikanische Klänge und Sechziger-Jahre-Chansons über den Bahnsteig.


Irgendwann will jemand durch die Tür hinter meinem vorläufigen Warteplatz und bittet mich bei der Gelegenheit nach drinnen. Ich zögere, während er schon damit beschäftigt ist, die Bank, die drinnen steht, abzuwischen, damit ich nicht im Staub sitzen muss. Nachdem er sich so viel Mühe gegeben hat, kann ich nicht ablehnen. Der vordere Teil scheint so etwas wie eine Werkstatt zu sein; Draht liegt herum und eine Werkbank steht in der Mitte, es riecht nach Schmiermittel.


Der hintere Teil ist ein Büro mit zwei Schreibtischen, vier Stühlen und ein paar Walkie-Talkies. Der junge Mann, der mir die Bank angeboten hat, stellt sich mir vor: "Martin."


Ich stelle mich im Gegenzug vor, doch er zögert, mich mit dem Namen anzusprechen, fragt, ob ich Kinder habe? Weil man Frauen mit dem Namen ihres Sohnes anspricht, zum Beispiel: Mama von Martin. Er dürfe mich deshalb nicht mit meinem Namen ansprechen. Ich gestatte mir insgeheim die Frage, wie ich es finden würde, als Mutter keinen eigenen Namen mehr zu haben, sondern nur noch über mein Kind definiert zu werden, ehe ich ihm versichere, dass ich keine Kinder habe und er mich mit meinem Namen ansprechen darf.


Auf meine Frage, was nun mit dem Zug sei, erzählt er mir, es gäbe ein Problem mit dem Motor und seine Kollegen in Arusha, wo der Zug losfahren soll, seien gerade dabei, es zu lösen. "Train or no train." Wenn ich ihn richtig verstehe, ist noch nicht sicher, ob der Zug heute überhaupt fahren wird.


"Dann kann ich also mein Bier jetzt trinken. Ich wollte es eigentlich im Zug trinken."


"Im Zug gibt es noch mehr Bier."


Martin sagt, ich solle ganz entspannt sitzenbleiben, er selbst würde jetzt erst einmal Fußball gucken. In der offenen Wartehalle gibt es einen großen Bildschirm, das hatte ich bemerkt, bei meiner Ankunft vor inzwischen dreieinhalb Stunden lief dort irgendein Spiel. Jetzt spielen die tansanische Mannschaft Simba und Horaya aus Guinea Conakry im Rahmen der afrikanischen Champions League gegeneinander. Ob ich den Jubel gehört hätte, da hat bestimmt Simba schon ein Tor geschossen. Ich könne natürlich gern auch mitkommen. Ich schüttle den Kopf, wünsche Martin viel Freude und bleibe selbst mit Buch und Bier auf der Bank hocken.


Zwischendurch kommt der verbissene Asiate, stellt seinen Rucksack neben mir ab und verschwindet, ohne ein Wort zu sagen, was ihn mir noch unsympathischer macht.


Gegen 20 Uhr gibt es eine weitere Durchsage, von der ich leider wieder nichts verstehe. Diesmal frage ich in eine Gruppe von Frauen nach der Aussage. "Der Zug kommt in drei Stunden."


Das erzählt mir auch der Asiate, der offenbar seinerseits ebenfalls jemanden gefragt hat. Er kann also sprechen.

Immerhin scheint die Frage "train or no train" geklärt.


Ich warte. Lese, trinke Bier und frage mich zwischendurch mal wieder, was ich hier eigentlich mache. Gleichzeitig erinnere ich mich daran, dass ich mich das auch auf meinem Sofa in Berlin manchmal frage und mich dann nach Afrika sehne, das immer ein Abenteuer ist, mich herausfordert und meinen Horizont weitet.


Als Martin gegen 21.30 zurückkommt, ist er glücklich: Simba hat sieben Tore geschossen. Außerdem weiß er zu berichten, dass der Zug in Arusha abgefahren ist und in etwa zwei Stunden in Moshi sein wird. Dann würden die hiesigen Mechaniker ihn noch einmal checken, und wenn alles in Ordnung sei, würde es weitergehen. Ich frage ihn, ob ich meinen großen Rucksack bei ihm stehenlassen kann, damit ich mir noch etwas zu essen besorgen kann. Klar. Ich könne auch den kleinen Rucksack bei ihm lassen, aber den nehme ich doch lieber mit, denn darin sind mein Laptop, all mein Geld. Mein Leben sozusagen.  


Ich bekomme im Wartesaal die letzten beiden Mishkaki: Fleischspieße, die in Tansania allerdings sehr viel kleiner sind als ich es von anderswo her kenne. Hier nehme ich meist fünf Stück, damit ich satt werde. Aber es sind die letzten beiden, mehr gibt es heute hier nicht. Dazu Chipsis, eine Art Pommes Frites, die allerdings immer ziemlich pappig sind, weshalb ich sie weitgehend aus meinem Speiseplan gestrichen habe. Doch jetzt habe ich keine Wahl.


Nach dem Essen besorge ich mir noch ein Bier und begebe mich zurück zu Martin, der sich zu mir setzt und nur hin und wieder im Büro verschwindet, um über Walkie-Talkie mit jemandem zu kommunizieren. Vom Zug ist noch nichts zu sehen. Martins Englisch ist etwas eingerostet, er erzählt, dass er es in der Schule gelernt hat, aber selten braucht und deshalb vieles vergessen hat. Er fragt mich, welche Sprache man in Deutschland spricht und ist überrascht, dass wir eine eigene Sprache haben. Er dachte, wir würden auch Englisch sprechen.


Endlich gibt es eine neue Ansage, diesmal sogar mit einem kurzen englischen Part. Der Zug von Arusha nach Dar es Salaam sei jetzt "nearby". Tatsächlich fährt er ca. 15 Minuten später, gegen 22:40 Uhr in den Bahnhof von Moshi ein. Ich stehe auf, um meinen Rucksack zu nehmen, doch Martin sieht mich erstaunt an. "Du darfst noch nicht einsteigen. Alle anderen müssen auch aussteigen, dann wird der Zug gecheckt und erst wenn alles in Ordnung ist, dürfen alle Passagiere einsteigen."


Ah ja. Also setze ich mich wieder auf die Bank und schaue dem Asiaten zu, dem das niemand erklärt hat und der etwas verloren mit seinem Rucksack vor einer Waggontür steht. Und steht. Und steht. Erst nach einer Viertelstunde erbarmt sich jemand seiner und erklärt ihm, dass er warten muss. Er nimmt also wieder Platz auf einer Bank außerhalb meines Gesichtsfeldes. Ich gehe schon einmal den Bahnsteig entlang und stelle fest, dass es in dem Waggon, in dem ich Platz finden soll, Liegen gibt. Ich habe erste Klasse gebucht und war gespannt, was das in diesem Zug bedeutet. Die Liegen finde ich beruhigend, ich bin nämlich inzwischen todmüde, die letzten zweieinhalb Wochen bei Doris war 23 Uhr nämlich meine Schlafenszeit und ich sehne mich inzwischen nach Schlaf.


Darauf, mich auf einer Liege ausstrecken zu dürfen, muss ich noch warten. Martin setzt sich wieder zu mir, um mir die Zeit zu verkürzen. Wenn er dürfte, würde er mich einsteigen lassen, aber leider … "Ist schon okay", sage ich, obwohl ich das Problem nicht verstehe. Warum dauert das alles so lange? Diverse Leute laufen im und am Zug entlang, andere kommen in die Werkstatt und holen Material – Fünfliter-Kanister mit einer weißen Flüssigkeit, was auch immer das sein mag. Der Bahnsteig ist inzwischen gut gefüllt, denn auch die Reisenden aus Arusha laufen hier entlang, irgendwo hat jemand eine große Thermoskanne und verteilt ein heißes Getränk. Jemand anders teilt sein Essen und gemeinsam warten alle darauf, dass der Zug freigegeben wird. Niemand schimpft, niemand regt sich auf, alle bleiben geduldig, schließlich kann man eh nichts machen. Ich tröste mich damit, dass jede Verspätung bedeutet, dass ich morgen länger bei Tageslicht aus dem Fenster gucken kann.


Endlich ist es so weit, wir dürfen einsteigen. Ich finde auch schnell mein Abteil B in Wagen 2233, das sechs Liegen hat, auf jeder Seite drei übereinander. Das ist so eng, dass man nirgends sitzen kann, aber das ist mir inzwischen egal, ich will nur noch schlafen. Inzwischen ist es Mitternacht. Wir sind nur zu zweit im Abteil, eine Tansanierin von vielleicht vierzig ist meine Abteilgenossin und wir einigen uns schnell auf die Verteilung der Liegen. Als ich alles so verstaut habe, dass ich für alle Eventualitäten gewappnet bin – Taschenlampe, Wasser, Ohrstöpsel – mir die Augenbinde übergestreift habe und beim Rütteln des Zuges wegdämmere, werde ich geweckt. Ich soll in ein anderes Abteil umziehen, sagt mir die Angestellte der TRC (Tansanian Railway Corperation) und weist auf ein Loch in der Fensterscheibe, das von einem Steinschlag stammen könnte. Ich hatte es bemerkt, aber mir keine Gedanken gemacht. Sie offenbar schon. "Dangerous", sagt sie.


Warum ist ihr das nicht früher eingefallen – zum Beispiel während der Zug über ein Stunde ohne Passagiere am Bahnhof in Moshi herumstand? Ich denke, sie macht Scherze, sie hat ein Lächeln im Gesicht, das ich nicht deuten kann. Genießt sie, dass sie mir, der Weißen, Vorschriften machen kann? Macht sie sich lustig über mein Unverständnis? Es gibt nur wenige Momente in Afrika, in denen ich mir gestatte, die gereizte Deutsche zu geben, die findet, dass Afrika einfach schlecht organisiert ist. Dies ist einer davon, ich bin zu müde, mich an meinen Auftrag an mich selbst zu erinnern: Mich in das Leben hineinbegeben, beobachten, nicht werten. Ich verhehle meinen Ärger nicht, als ich meine Hose wieder anziehe, packe meine Sachen und bekomme in einem anderen Waggon eine Liege zugeteilt. Die Tansanierin ist schon dort – offensichtlich habe ich wirklich schon geschlafen, denn ich habe nicht gemerkt, dass sie das andere Abteil verlassen hat.


Wieder verstaue ich all meine Dinge, wir einigen uns darauf, den Ventilator anzuschalten, der krächzend protestiert. Außerdem möchte sie das Licht anlassen – also brauche ich sowohl Ohrstöpsel als auch Augenbinde für meinen Schlaf. Endlich kann ich mich ganz dem Rumpeln und Hüpfen des Zuges hingeben. Es ist wie in meiner Jugend, als die Züge auch in Deutschland noch so rumpelten. Wunderbar und ohne Unterbrechung schlafe ich bis sechs Uhr morgens, als es zu dämmern beginnt.


"Good morning", begrüßt mich meine Abteilgenossin. Wir stellen einander nun auch vor. Amia erzählt mir, dass sie auf dem Weg nach Hause, nach Sansibar sei. In Moshi war sie, weil sie sich an einem Auge operieren lassen musste. Sie bietet mir etwas zu essen an, in einer Plastiktüte hat sie Gebäck, aber ich lehne dankend ab – um diese Zeit kann ich noch nichts essen und schon gar nicht in Öl frittiertes Gebäck.


Eine Angestellte der TRC kommt vorbei und klappt die mittleren Liegen so ein, dass sie nun als Rückenlehne für die Sitzbänke fungieren. Ich bitte sie, mir Bescheid zu geben, wenn wir in Kidomole ankommen, denn natürlich gibt es in diesem Zug keine Durchsagen – und selbst wenn es sie gäbe, würde ich sie kaum verstehen. Sie verspricht es mir. Ich mache mir keine Sorgen, der Zug hält an allen Haltestellen lange, so dass ich genug Zeit haben werde, jeweils nach Schildern Ausschau zu halten und dann auszusteigen. Aber sicher ist sicher.


Ja, der Zug hält immer lange genug, dass die Fahrgäste aussteigen können, um sich die Beine zu vertreten und dass die Händlerinnen der Orte versuchen können, ein Geschäft zu machen: mit Gebäck, Obst oder Getränken. Für die Kinder scheint der Zug immer ein Ereignis zu sein. Sie hüpfen neben dem Zug durch die Pfützen, es hat viel geregnet und die Böden sind überschwemmt. Sie winken und freuen sich, wenn ich aus dem offenen Fenster zurückwinke.  


Irgendwann habe ich Lust auf Kaffee und mache mich – schwankend ob des starken Gerüttels – auf den Weg in den Speisewagen. Der ist so überfüllt, dass ich erschrocken in der Tür stehenbleibe. Ein Angestellter sieht mich dort, drängelt sich seinerseits zu mir. Er fragt mich nach meinen Wünschen und wo ich sitzen würde, er wird mir Kaffee und Wasser bringen. Und Chapati – ein eierkuchengroßes, dünnes Fladenbrot aus Mehl, Wasser und Öl. Ich gehe zurück ins Abteil und warte. Sie kommen zu dritt: Einer trägt die Thermoskanne mit heißem Wasser und die kleine Packung Instantkaffee, einer das Wasser und der Dritte einen Teller mit mehr Chapatis, als ich essen kann. Amia nimmt auch eines, und die drei Jungs (sie können nicht älter als 18 sein) setzen sich zu uns. Es entspinnt sich ein Gespräch und ich werde ganz nostalgisch: So waren Zugfahrten in meiner Jugend. Die Fahrt selbst war ein Erlebnis. Nicht, wie heute oft, ein notwendiges Übel, bei dem jeder auf seinen Laptop oder sein Smartphone schaut und bei kleinsten Komplikationen genervt ist. Das Trinken des Kaffees ist eine Herausforderung, weil der Zug so rüttelt, aber pole, pole (langsam, langsam) führe ich meinem Körper das Koffein zu und bringe schließlich die leere Tasse zurück in den Speisewagen, schwankend und mich immer wieder an den Wänden abstützend.


An einem der nächsten Stopps drückt mir Amia zwei kleine Fläschchen mit Augentropfen in die Hand, ich soll ihr aus jedem Fläschchen einen Tropfen in das operierte Auge träufeln, ohne das Auge zu berühren. Das geht tatsächlich nur, wenn der Zug steht, und ich absolviere diese Aufgabe zu ihrer Zufriedenheit. Steige dann aus und vertrete mir die Beine, bis das laute Tuten des Zuges anzeigt, dass alle wieder einsteigen sollen. Am offenen Fenster im Gang bleibe ich stehen, schaue in die Landschaft: Palmen, hin und wieder Hügel, manchmal kleine Dörfer, vor allem aber Weite. Jene endlose Weite, die mich in Afrika immer wieder sprachlos staunen lässt. Ich genieße sogar die Regentropfen, die mich treffen, nach der Hitze der letzten Wochen fühlt sich die Frische des Regens gut an. Hin und wieder drängt sich jemand an mir vorbei, nicht ohne mir einen Gruß zuzuwerfen.


"Jambo."

Und ich antworte inzwischen routiniert: "Jambo."


"Mambo?" (Wie geht’s?)

"Poa." ("Gut.")


"Habari?" (Wie geht’s?)

"Nsuri." (Sehr gut.)


Wir lächeln dann beide. Tatsächlich freuen sich die Einheimischen, dass ich diese wenigen Floskeln beherrsche. Auch wenn sie lachen müssen, wenn ich auf weitere Suaheli-Sätze nur mit einer ratlosen Geste antworte.


Ein Blick auf die Uhr zeigt mir: 12 Uhr; ich rechne damit, dass wir demnächst Kidomole erreichen. Tatsächlich klopft es beim nächsten Stopp an der Tür unseres Abteils. Die Angestellte der TRC steht dort – "Kidomole, hurry up." In Kidomole will der Zug wohl nicht länger stehen. Also raffe ich meine Sachen schnell zusammen und eile ihr hinterher. Steige aus, schnalle den großen Rucksack auf den Rücken und den kleinen auf die Brust und stolpere neben dem Zug in Richtung Straße. Es gibt hier keinen Bahnsteig, nur einen schmalen Schotterweg neben dem Zug. Es ist nicht leicht, hier entlang zu balancieren. Aus den Zugfenstern winken mir die Weiterreisenden zu oder grüßen mich mit erhobenem Daumen, der gestischen Übersetzung von "Hakuna Matata." ("Es wird alles gutgehen.")


Was sind schon sechs Stunden Verspätung, wenn ich dafür ein besonderes Erlebnis hatte.

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